Platter Brauchtum

Brauchtum - was ist das?

 

Der Begriff "Brauchtum" könnte oberflächlich betrachtet eine sehr klare Bedeutung haben. Sieht man ein wenig genauer hin, ergeben sich doch einige Unschärfen.

 

Definition laut einem Online-Lexikon: "Ein Brauch ist eine innerhalb einer Gemeinschaft entstandene, regelmäßig wiederkehrende, Handlung von Menschen in festen, stark ritualisierten Formen. Bräuche sind Ausdruck der Tradition. Sie dienen ihrer Erhaltung und Weitergabe sowie dem inneren Zusammenhalt der Gruppe."

 

Ein Brauch hat also mit wiederkehrenden, kulturellen Handlungen (religiös oder weltlich) zu tun - ein Hochhalten von Traditionen also. Beispielsweise kann man hier den früher abgehaltenen Platter Kirtag, das Federnschleißen, Weihnachtsfeierlichkeiten, oder die Erstkommunion nennen. KEIN Brauch hingegen ist der Schulbesuch, auch wenn dieser in aller Regel eine wiederkehrende Handlung widerspiegelt. Der Schulbesuch war kein Brauchtum und auch keine Tradition - ES WAR PFLICHT!

 

Platter Kirtagsburschen (Aufnahmedatum: ca. 1913 - 1914), von links: unbekannt, unbekannt, Theodor Windisch (*1893), Johann Plattner (*1893), Josef Wanek (*1892), unbekannt, Georg Holzschuh (*1893), Franz Mayer (*1893)
Platter Kirtagsburschen (Aufnahmedatum: ca. 1913 - 1914), von links: unbekannt, unbekannt, Theodor Windisch (*1893), Johann Plattner (*1893), Josef Wanek (*1892), unbekannt, Georg Holzschuh (*1893), Franz Mayer (*1893)

Brauchtum

(Textquelle: Matthias Fidesser, "Ein Weinviertler Dorf in Geschichte und Gegenwart")

 

Besondere Ereignisse in Gemeinde und Familie wurden nach althergebrachtem Brauch gefeiert, Gemeinschaftsarbeiten mit Gesang und Unterhaltung durchgeführt und mit gutem Essen, Spiel und Tanz abgeschlossen. Auch eine Unzahl einfacher Kinderspiele gab es, die der Jugend Freude bereiteten. Viel von all dem wird heute kaum mehr geübt, droht also in Vergessenheit zu geraten und verdient daher aufgeschrieben zu werden.

 

A. Feste in der Dorfgemeinschaft

  

1.   Der Platter Kirtag

 

Das Kirchweihfest (Kirtag) war früher einmal das Hauptfest der Dorfge-meinschaft. Es ist kirchlichen Ursprungs — die Verehrung des Kirchenpatrons an dem seinem Namenstag folgenden Sonntag durch ein musikalisches Hochamt mit einer auf den Heiligen bezogenen Predigt. Der Nachmittag galt — wie mancherorts heute noch — der Unterhaltung bei Musik und Tanz, womöglich unter freiem Himmel, wozu man sich schönes Wetter wünschte. Fiel daher der Gedenktag in die kalte Jahreszeit, so wurde die weltliche Feier auf den Sommer verlegt, meist nach der Ernte (zugleich eine Art Erntedankfest), sodass im August und September, fast jeden Sonntag in einem anderen Ort Kirtag gefeiert und auch von der benachbarten Jugend zahlreich besucht wurde. Damit verlor aber das Kirchweihfest allmählich seine ursprüngliche Bedeutung.

 

Das Platter Kirchweihfest richtet sich nach dem St. Ulrichstag, wird also am Sonntag nach dem 4. Juli gefeiert. Trotz der schönen Jahreszeit wollte die Bevölkerung die weltliche Feier lieber nach der Ernte, wahrscheinlich, weil vor der Ernte kein Geld zum Feiern vorhanden war. Daher beschloss der Gemeinderat am 10. Mai 1877 „einstimmig, dass der Kirtag von Sonntag nach dem 4. Juli auf Sonntag nach Bartolomäi“ (24. August) verlegt wird, „weil um St. Ulrich dringende Erntearbeiten so viel Zeitversäumnis nicht erlauben“. Die kirchliche Feier blieb natürlich beim 4. Juli. So kam es zum „Bartlmai-Kirtag“.

 

Das Geld war bei der Landbevölkerung auch nach der Ernte recht rar. Das Alltagsleben war bescheiden. Trotzdem war das Verlangen nach Unterhaltung, Tanz und Spiel auch vorhanden. Burschen und Männer besuchten jeden Sonntag einen Kirtag der Nachbarorte und vertranken oder „verwürfelten“ oft ihren letzten Kreuzer, was dann der Familie fehlte.

 

Das muss Ende des 18. Jahrhunderts recht arg gewesen sein, was auch dem Volkskaiser Josef II. zu Ohren kam. Er erließ daher folgende Verordnung: Alle Kirtage müssen zu gleicher Zeit, u. zw. am Sonntag nach oder zu Theresia (15. Oktober) gehalten werden! Er wollte damit die häufigen Kirtagsbesuche verhindern und die Verschwendung eindämmen. Die gute Absicht misslang aber. Neben diesem „Allerweltskirtag“ wurde auch der traditionelle weiterhin gefeiert. So hatten unsere Vorfahren in Platt dreimal im Jahr Kirtag gefeiert, zumindest mit der „Kirtagsgans“ am Mittagstisch: Zu St. Ulrich, zu Bartolomäi und zu Theresia. Und mit der Gans hat es meine Großmutter alljährlich noch immer so gehalten.

 

Nach dem Zweiten Weltkrieg griff moderne Unterhaltung mit Jazzmusik immer mehr um sich. Sie drängte den Kirtag in seiner Ursprünglichkeit immer mehr zurück und nach Stilllegung unseres Gasthauses (1967) war es mit dem Platter Kirtag aus.

 

1978 ließ die Katholische Jugend unser Kirchweihfest in seiner ursprünglichen Form kirchlich und weltlich als „Ulrichskirtag“ wieder auferstehen: Vormittags Festgottesdienst, anschließend Frühschoppen, nachmittags Unterhaltungsmusik, abends Tanz. Festplatz war der Pfarrhofgarten.

 

Die Kirtagsfeier in alter Zeit gehört bereits der Geschichte an. Daher soll ihr Verlauf hier festgehalten werden: Die Woche vorher, „Kirtagswoche“ genannt, war mit Vorbereitungsarbeiten auf das Fest ausgefüllt: Großes Reinemachen in Hof, Stall und Kammern („weißingen“) durch die Männer und in der Wohnung durch die Frauen. Ein Schwein wurde geschlachtet, ebenso die „Kirtagsgans“ und anderes Geflügel. In der Küche bemühten sich Mutter und Töchter um gelungenes Backwerk: neben „Krapferln“ und Torten durfte es an Weißbrot, Guglhupf und „Prügel“ nicht fehlen. Für guten Trunk hatte der Hausherr zu sorgen. Die Gäste (auswärtige Verwandte und Bekannte) sollten nichts zu tadeln haben.

 

Die männliche Jugend war am Wochenende beim Aufstellen der Tanzhütte auf dem Platz neben dem Gasthaus tätig. Diesen von Kastanienbäumen beschatteten Platz stellte die Gemeinde dem Wirt gegen ein geringes Entgelt für „Leitgebschank“ (Leitgeb = Gastwirt) zur Verfügung. Die Festveranstalter waren die „Irkenburschen“ (Burschen des Jahrganges, der zur nächsten Stellung anstand). Sie besorgten aus dem Wald (Obermarkersdorf) Reisig zum Abgrenzen der Tanzhütte, legten eine Tanzbühne und stellten Tische und Bänke auf. In einem getarnten Raum bereiteten die Veranstalter einen umgestürzten Bottich zum „Würfeln“ vor, denn der „erschullerte“ Ertrag (ein Zehntel des Gewinns) half neben dem Eintrittsgeld die Auslagen decken. Eine gute Musikkapelle war ja teuer.

 

Am Sonntag waren die auswärtigen Gäste zum Mittagstisch geladen. Um 12 Uhr schlug die Musikkapelle auf dem Tanzplatz zum „Tafelstückl“ ein. Um 2 Uhr formierten sich die „Irkenburschen“, erkennbar an den von der Brust bis zu den Knien reichenden bunten Bändern, vor der Musikkapelle zum „Bloatn“, einer Art Werbemarsch durch das Dorf mit Ständchen bei Bürgermeister, Pfarrer u. a. Persönlichkeiten und wieder zurück zum Gasthaus. Die Tische der Tanzhütte waren bald besetzt und vom Tanzpodium erklang bereits das Konzert der Kapelle. Abends war Tanz.

 

Am Montag wiederholte sich die Festfolge ähnlich, nur schon ruhiger, weil weniger Gäste da waren. Dienstag früh wurde der Kirtag eingegraben: eine Puppe (manchmal auch ein Betrunkener) wurde in eine seichte Grube gelegt, mit Wein begossen und Erde bestreut, während die Musik einen Trauermarsch spielte. Oft gab es Sonntag danach noch einen Nachkirtag.

 

Platter Kirtagsburschen (Aufnahmedatum: ca. 1920 - 1923), von links: Franz Winalek (*1901), Johann Radl (*1902), Franz Gebhart (*1901), Mathäus Rirsch (*1902)
Platter Kirtagsburschen (Aufnahmedatum: ca. 1920 - 1923), von links: Franz Winalek (*1901), Johann Radl (*1902), Franz Gebhart (*1901), Mathäus Rirsch (*1902)
Platter Kirtagsburschen (Aufnahmedatum: ca. 1930), von links: Josef Kamhuber (*1911), Franz Scharinger (*1911), Leopold Windisch (*1912)
Platter Kirtagsburschen (Aufnahmedatum: ca. 1930), von links: Josef Kamhuber (*1911), Franz Scharinger (*1911), Leopold Windisch (*1912)

 

2. Der Fasching

 

Der Fasching ist die winterliche Zeit der dörflichen Belustigung. Hochzeiten wurden bis zur Jahrhundertwende fast nur in der Zeit zwischen Neujahr und Aschermittwoch gehalten, denn da musste es ja besonders lustig hergehen. Die Landbevölkerung verstand unter Fasching nur die drei Tage vom Fasching-sonntag bis zum Aschermittwoch. Für diese Zeit hat die Hausfrau die nötige Menge Faschingskrapfen zurecht gerichtet, um den Gästen aufwarten und die Faschingsnarren beschenken zu können. Faschingsnarren sind, ähnlich den alpenländischen Perchten (Fetzenperchten), Kinder oder Jugendliche, die meist in Lumpen gekleidet, mit einer „Larve“ vor dem Gesicht von Haus zu Haus ziehen und um Krapfen und Geld betteln. Der Brauch wird heute noch geübt. Am Abend der „drei Faschingstage“ gab es im Gasthaus Tanz bis zum Morgengrauen.

 

Nach dem Ersten Weltkrieg wurde die Faschingszeit häufig mit einer Silvesterfeier eröffnet. Vor Mitternacht hat die Jugend die Gäste mit Musik (damals gab es eine gute Ortskapelle Brauneis-Greylinger), heiteren Gesangsvorträgen und lustigen Einaktern unterhalten. Um Mitternacht ging die alljährlich gleiche Neujahrsszene über die Bühne: Als alter gebrechlicher Mann verabschiedet sich das „Alte Jahr“ vom Publikum, hernach die 12 Mitternachtsschläge. Plötzlich wird die Bühne hell und ein weißgekleidetes Mädchen tanzt als „Neues Jahr“ über die Bretter — Großer Applaus und gegenseitiges Glückwünschen. Für die noch verbleibenden Gäste spielte die Musik zum Tanz auf.

 

Dieses Foto wurde an einem Faschingsdienstag im hinteren Zimmer des Platter Wirtshauses (später Waldherr, damals noch Ebersberger oder Hanack) aufgenommen. Ein sehr seltener Schnappschuss, der irgendwann zwischen 1907 und 1911 entstanden ist. (Fotoquelle: Familie Honsig, Platt Nr. 15)

 

Glücklicherweise ist auch eine Beschriftung vorhanden, leider ist aber nicht mehr alles lesbar.

1. Franziska Fortner (geborene Maurer, Frau von Josef Fortner)

2. Franziska Fortner (später verheiratete Greylinger, Frau von Roman Greylinger)

3. Theodor Windisch (aus Platt Nr. 7)

4. Maria Putz (aus Platt Nr. 15)

5. Amalia Putz (später verheiratete Windisch, Frau von Theodor Windisch)

6. Josef Zeitelberger (Lehrer in Platt)

7. Rosa ? (welche Rosa hier gemeint ist, ist leider nicht klar)

8. J..... Heger (Vorname ist nicht lesbar - daher unklar)

9. Franziska Landrichter (später verheiratete Trenz, Frau von Franz Johann Trenz in Wien)

10. Johann Heger (aus Platt Nr. 123)

11. H. ? (unklar)

 

3. Das Weinlesefest

 

Das Weinlesefest kam erst nach dem Ersten Weltkrieg auf, hat sich aber als regelmäßige Veranstaltung nie durchgesetzt. Das Fest fand an einem Sonntag Abend vor der Weinlese statt. Tags zuvor haben Burschen und Mädchen in Gemeinschaftsarbeit im Gasthaussaal über der Tanzfläche in erreichbarer Höhe an einem Drahtgeflecht eine Weinlaube, behangen mit Trauben und Obst, errichtet. Eine Saalecke war Sitz des „Bürgermeisters “. Er eröffnete den Festabend und verkündete die vom Komitee beschlossenen „Statuten“: Stehlen von Trauben und Obst aus der Laube ist erlaubt, ja sogar erwünscht. Wer aber von den Hütern (Komiteeburschen) erwischt wird, kommt vors bürgermeisterliche Gericht, zahlt dort die festgesetzte Strafe oder wird bei Strafverweigerung vom „Gemeindediener“ ins „Kotterl“ gesperrt. So kam meist ein Betrag zusammen, der die Regien überstieg. Dieser Reingewinn wurde sogar manchmal einem wohltätigen Zweck zugeführt.

 

 

Ergänzung Forum Platt/Th.So:

 

Erntedankfest in Platt am 10. Oktober 1954

 

Ein Erntedankfest fand in Platt bestimmt jedes Jahr statt - in diesem Ausmaß war es allerdings eine Ausnahme.

 

Aus der Schulchronik:  Der Lehrkörper hat in der Konferenz vom 27. Sept. 1954 beschlossen, am Sonntag, den 10. Okt. ein Erntedankfest mit Umzug abzuhalten. Kindergarten, Schuljugend und schulentlassene Jugend wird zur Mitwirkung eingeladen. Der Reingewinn des Festes wird ausschließlich zur Ausgestaltung der Schulräume verwendet. Zur Mitwirkung an dem Feste wurden ferner Reg. Rat Dr. Franz Parak, Min. Rat Josef Pazelt, Fachlehrer Lois Schieferl u. Dir. Jagenteufel gebeten; sie kämen in der Mundartdichtung zum Wort. Der Erfolg des Festes war sehr gut. Der Reingewinn belief sich auf S 1.600,--.

Fotoquellen: Schulchronik, Karl u. Martha Binder (Platt), Josef u. Hedwig Brunner (Platt), Herbert Fidesser (Platt), Karl u. Anna Fidesser (Platt), Maria Habelt (Platt), Herbert u. Edith Hausknecht (Platt), Rosi Hofbauer (Platt), Johann Klement (Platt), Karl Knapp (Platt), Anton u. Monika Müller (Platt), Hermine Preyer (Poysdorf), Leopold u. Martha Wolf (Langenzersdorf), Reinhard u. Andrea Wolf (Platt), Walter u. Leopoldine Wolf (Platt)

Es war also eine schulische Veranstaltung und das dabei erwirtschaftete Geld hatte man bestimmt bitter nötig. Man bedenke: erst wenige Monate zuvor, am 07. Jänner 1954, war der erste Schultag in der neuen Schule. Es war also eine hochlöbliche Eigeninitiative der Schulleitung zur Linderung der finanziellen Misere. Bravo!

 

B. Brauchtum im Kreis der Familie

  

1. Die Weihnachtszeit

 

In der stillen Adventszeit gab es bei uns kein besonderes Brauchtum. Tagsüber fand man sich Arbeit im Haus; die Frauen mit Flicken und Stricken in der warmen Küche, die Männer machten Vorbereitungsarbeiten für den Sommer. Im warmen Stall flochten sie Strohbänder für die Ernte (ursprünglich mit der Hand, ab den 30er Jahren gab es dafür sogar eine Maschine) oder bastelten einfache Arbeitsgeräte (Knebel zum Garbenbinden, Rechen, Holzgabel, „Faust“ zum Stampfen von Maische und Krauteinschnitt usw.). Die langen Abende vertrieb man sich mit dem Erzählen von Erlebnissen, Vorlesen aus Bibel oder Kalender, Gemeinschaftsspielen oder Gemeinschaftsarbeiten (siehe Nachbarschaftshilfe), wozu oft auch Nachbarn und Verwandte geladen waren.

 

Der Adventkranz wurde bei uns erst nach dem Zweiten Weltkrieg heimisch (1955 war die erste Adventkranzweihe in der Kirche).

 

Am Nikolausabend ging es früher einmal recht wüst zu. Ortsburschen gingen, verkleidet als gütiger Nikolaus und gestrenger Krampus von Haus zu Haus und schreckten die Kinder mehr als sie sie beschenkten. Hauptsache aber war die „Aufwartung“, die, besonders beim Krampus, oft unliebsame Folgen nach sich zog.

 

Ein besonderes Ereignis war der vorweihnachtliche „Sautanz“: Die Ver-wandtschaft half da zusammen, wenn so ein fettgefütterter „Schweinzer“ ge-schlachtet wurde. Vormittags waren die Männer mit der Aufarbeitung des ge-schlachteten Tieres beschäftigt und ließen sich zu Mittag die Leber gut schmecken. Abends halfen die Frauen beim „Fettenschneiden“ und „Schmalz-auslassen“. Für den Abschluss bereitete die Hausfrau das „Kotzengschroa“ (kleinbröckeliges Kümmelfleisch) und der Hausherr einen guten Trunk vor. Oft ging man spät und „schwer“ zu Bett. Die Helfer bekamen ein Stück Frischfleisch für den nächsten Sonntag mit nach Hause.

 

Der Heilige Abend wurde bei unseren Vorfahren wohl schlichter, dafür aber noch inniger und mehr seiner Bedeutung entsprechend gefeiert. Der Christbaum war eine heimische Fichte oder Tanne, auf dem der hausgebackene Lebkuchen, sowie Äpfel und Nüsse als Sinnbild keimenden Lebens nicht fehlen durften. Einige brennende Kerzen erfreuten die Kinderherzen. Gebet und Bibellesung waren der Höhepunkt. Die Geschenke waren für den täglichen Gebrauch. Um 5 Uhr früh ging man zur Mette.

 

Das „Neujahrwünschen“ wird, wie seit eh und je, auch heute noch geübt, wenn auch nur mehr mit einem kurzen „Prosit Neujahr!“ oder „Alles Gute!“ u. dgl. Früher einmal mussten die Kinder lange Wunschgedichte lernen und als „Wunsch“ den Eltern und Verwandten „aufsagen“. Die Mühe hat sich meistens mit klingender Münze gelohnt. Kinder armer Familien präsentierten ihre Wunschgedichte von Haus zu Haus um eine kleine Belohnung. Bevor es noch ein „Wunschbüchel“ gab, sagten die Kinder von Generation zu Generation überlieferte Wünsche auf, von denen noch einige bekannt sind:

 

I wünsch dem Herrn und der Frau a glückliches Neues Joahr,

  a gsunds und a longs Lebn und an Beutl voll Geld daneben.

  

I wünsch Eana an goldenen Tisch,

  auf jeden Eck an brotna Fisch,

  in da Mittn a Floschn Wein,

  do könnan da Herr und d'Frau brav lusti sein.

  

I wünsch Eana an goldenen Wog'n,

  do könnans mitanond in Himmel foahrn.

  Oba do tat i ma scho(n) ausbittn,

  dass i hinten derf a aufsitzen.

  

Recht a glücklich's Neues Joahr,

 's Christkindl in kraustn Hoar,

 wünsch i zum Neuen Joahr!

 

I wünsch a glücklichs, neichs Joahr,

 Gsundheit und a longs Leb'n

 und s Jesukind zum Hausseg'n!

 

I wünsch, i wünsch, i woas nit wos,

  greif in Sock und gib ma wos!

  

I bi(n) a kloans Binkerl,

  i stö mi ins Winkerl,

  tritt hervor

  und wünsch a Neues Joahr!

  

I bi(n) a kloani Maus,

  schlupf aus'n Bett heraus,

  tui meine Stieferl schmiern

  und in/die ..........gratuliern!

 

2. Ostern

 

Das Fest der Auferstehung des Heilands fällt in die Zeit des Erwachens der Natur aus der Winterruhe. Aus Pflanzen- und Tierreich sprießt neues Leben. Daher sind auch die ersten Boten des Frühlings zu Ostersymbolen geworden: Die Weidenzweige mit ihren weißen Kätzchen, das Ei aus dem das „Henderl“ schlüpft und auch das neugeborene Häschen und Lämmchen.

 

Die am Palmsonntag vor der Messe geweihten „Palmkatzerlzweige“ werden zu Hause zum Herrgottswinkel gestellt oder an ein Bild gesteckt, mit der Bitte an den Herrgott, das Haus vor Unglück zu bewahren. Überzählige Zweige tragen die Kinder zu Nachbarn oder Verwandten, die dafür ein kleines Entgelt geben.

 

In der Oster-(Kar-)woche gibt es, besonders für die Frauen, Arbeit im Haus: den üblichen „Osterputz“, backen und Eier färben. Die häufigeren Kirchenbesuche zu den Kartagen sind auch nicht zu vernachlässigen. Wenn die Kirchenglocken schweigen, müssen die Ratscher (Ministranten) mit ihren Ratschen und passenden Sprüchen die Leute zu Gebet und Kirchenbesuchen aufrufen. Dafür dürfen sie am Karsamstag in die Häuser um ihr „Ratschergeld“ bitten gehen, das früher einmal in Eiern, heute aber in Bargeld gegeben wird.

 

Für „Frohe-Ostern-Wünsche“ bekommen die Kinder ein „Rotes Ei“, zu Großmutters Zeiten gab es oft auch noch eine „Osterflecken“ (Tellergroßes Gebäck mit einer Vertiefung in der Oberfläche, in die das Ei gelegt wurde). Mit dem Überfluss an „Roten Eiern“ treiben die Kinder heute noch gerne das Gewinnspiel „Eierpecken“ mit einer Münze.

 

Ein schöner Brauch (gegenwärtig wohl nur mehr selten) ist der „Emmausgang“ (im Unteren Pulkautal die „Grea[n]“) am Ostermontag: Ein Familienausgang in die frisch grünende Flur, eine kurze Andacht bei einem Bildstock mit der Bitte um ein fruchtbares Jahr und zum Abschluss eine Jause beim Keller in Gesellschaft der Nachbarn.

 

Osterspaziergang 1914 in der Platter Leithenkellergasse - von links: Theodor Windisch, Josef Fortner, Rosalia Ludwig (geb. Windisch - sitzend), Josefa Windisch, Pfarrer Romuald Dittrich, unbekannt, Franziska Fortner (geb. Maurer), Amalia Putz (später verheiratete Windisch), Franziska Fortner (später verheiratete Greylinger), Franziska Plattner

Fotoquellen: Norbert u. Maria Honsig (Platt), Eleonore Mlejnek (Wien), Gertraude Hoffelner (Wien)

 

3. Pfingsten und Firmung

 

 

Zu Pfingsten gab es eigentlich kein besonderes Brauchtum. In diesem Festkreis muss aber die Firmung erwähnt werden. Sie bereitete oft Sorgen: Dem Firmling über die Wahl des Paten (Göd), dem Göd über die Wahl des Geschenkes und beiden über die Festlegung des Firmungsortes, der aber seit 1972 für unser Dekanat Platt ist. Vorher war der größte Wunsch, in der Stephanskirche in Wien vom Kardinal gefirmt zu werden.

 

Foto: Firmling Mathias Greylinger mit seinem Paten Josef Pazelt

 

Quelle: Johann u. Gerlinde Thenmayer

 

4. Allerheiligen

 

Am Allerheiligentag durften sich die Kinder bei Verwandten, aber auch arme Kinder bei ihren „Hausleuten“ den „Heilingstriezel“ erbitten.

 

 

C. Brauchtum von der Wiege bis zur Bahre

 

1. Bei der Taufe

 

Bis in die Zeit zwischen den beiden Weltkriegen kamen die Kinder unter dem Beistand der Hebamme („Madam“) im Elternhaus zur Welt. Der im Taufschein (gleichzeitig Geburtsurkunde) angegebene Geburtsort war also auch der Heimatort des Kindes. Gegenwärtig sind Geburtsort (meist Spital) und Heimatort nur mehr selten identisch. Taufen finden zumeist im Wohnort, aber oft erst Monate nach der Geburt statt. Früher einmal erfolgten Taufen bald nach der Geburt, spätestens am folgenden Sonntag. Da trug die Hebamme in Begleitung des Paten (der Patin) den Täufling zur Kirche, wo man dem Priester den gewünschten Namen bekanntgab. Hernach wurde die Taufzeremonie vollzogen. Vor 1938 war das Pfarramt zugleich Standesamt, der Taufschein war zugleich Geburtsschein. Heute muss ehestmöglich die Geburt eines Kindes dem Standesamt mit Angabe des gewünschten Namens gemeldet werden, worauf auch gleich der Geburtsschein ausgestellt wird. Erst damit kann man mit dem Pfarramt den Tauftermin vereinbaren. Am alten Brauch, mit der Taufe eines Kindes eine Familienfeier zu verbinden, wird weiterhin festgehalten. Das Taufgeschenk ist heute vielleicht ein Wertgegenstand oder, wie früher immer, ein Geldschein, den die Paten dem Täufling ins Deckerl „eingebunden“ haben. Zum Abschluss darf ein ausgiebiges Taufmahl nicht fehlen.

 

2. Hochzeit

 

Hochzeiten und Begräbnisse sind seit eh und je Gelegenheiten zu Familien-treffen. An diesem Brauchtum hat sich auch im 20. Jahrhundert nur wenig geändert.

 

Zu seiner Hochzeit ladet das Brautpaar auch heute noch persönlich ein. Das Hochzeitsgeschenk, die „Haussteuer“ (Aussteuer), soll ein Beitrag zur Haus-standsgründung sein. Es war ursprünglich ein Gebrauchsgegenstand für den Haushalt, heute lässt man sich lieber mit Geld beschenken, um sich mit dem Erlös nach seinem Geschmack einrichten zu können. Das Mahl wird heutzutage im Gasthaus bestellt. Somit hat man sich viel Vorbereitungsarbeit erspart. Als die Tafel noch im Elternhaus — meistens der Braut — gedeckt wurde, hat man eine bekannte Hochzeitsköchin bestellt, unter deren Anleitung die weibliche Verwandtschaft die Woche vor dem Fest beim „Backen“ tätig war. Zeit hatte man ja, weil große Hochzeiten — schon wegen der Lustbarkeit — in der Faschingszeit stattfanden.

 

Aufgabe der Männer war es, guten Hochzeitswein vorzubereiten. An einem Abend in der Hochzeitswoche spendete der Bräutigam den Ortsburschen „das Viertel Wein“, das ist ein Viertelschaff (oder auch mehr) Wein und einen Laib Brot. Dieser Polterabend-Brauch wird auch heute noch gepflegt, nur kommt der Wein in etikettierten Flaschen und zum Brot auch Aufschnitt und dgl. auf den Kellertisch.

 

Zur Trauung, in jüngerer Zeit im Rahmen einer Brautmesse, holt der Bräutigam mit seiner Verwandtschaft die Braut von ihrem Elternhaus ab, wo er sie vorerst bei ihren Eltern ausbitten muss, dann formiert sich der Hochzeitszug, der den Weg zur Kirche zu Fuß zurücklegt: Vorne geht der Bräutigam mit seiner Mutter, ihnen folgt seine Verwandtschaft, anschließend die Angehörigen der Braut und den Schluss bilden der Brautvater mit der Braut in weißem Kleid und langem Schleier. Nach der kirchlichen Feier gratulieren die Gäste in der Kirche, die übrigen Bekannten vor dem Kirchentor. Dabei wird geschossen, heute mit Jagdgewehren, früher einmal mit einem „Böller“, wozu ein vor der Schmiede aufgestellter Amboss herhalten musste.

 

Ein in letzter Zeit geübter Brauch nach dem Auszug aus der Kirche ist das gemeinsame Durchsägen eines Holzscheites als erste gemeinsame Arbeit des Brautpaares, wobei oft eine recht stumpfe Säge verwendet werden muss.

 

Beim Rückmarsch bis zum Elternhaus geht das Brautpaar an der Spitze des Zuges, begleitet vom Lärm der Gewehrschüsse, manchmal auch einer Musikkapelle. Nach Umstieg in die geschmückten Autos fährt die Kolonne unter Hupen und anderem Lärm zum Hochzeitsmahl in ein Gasthaus, zumeist nach Zellerndorf.

 

Es ist natürlich nicht zu verwundern, dass alle Kinder des Ortes von den Süßigkeiten der Hochzeitstafel etwas abbekommen wollen: Sie warteten früher vor dem Hochzeitshaus, bis ihnen einige Teller mit Mehlspeise herausgestellt wurden. Das hieß man „Stücklpassen“. Jetzt bringen Kinder für Eltern oder Verwandte vorgedruckte Glückwunschschreiben ins Haus und bekommen dafür ein schon vorbereitetes „Naschpackerl“.

 

3. Begräbnis

 

Heute macht die „Leichenbestattung“ alle Besorgungen für die Beerdigung. Sie versorgt den Toten, bringt ihn ehebaldigst aus dem Haus in die Leichenhalle der Großgemeinde, besorgt die Todesanzeige und arrangiert das Begräbnis. Früher mussten die Angehörigen des Verstorbenen alle Vorbereitungen für die Beerdigung selbst treffen: Der Tote wurde in einem Wohnraum auf dem „Laden“ aufgebahrt, man bestellte beim Pfarrer das Begräbnis und beim Tischler den Sarg. Sarg- und Windlichtträger hat man aus der Verwandtschaft und Nachbarschaft um ihren Dienst gebeten. Zum Begräbnis wurde durch Boten eingeladen. Den Totengräber beim Grabmachen mit Jause und Wein zu versorgen, durfte auch nicht vergessen werden. Wenn heute die Ortskapelle den Verstorbenen mit Trauermärschen zum Grab begleitet, so hat früher einmal der Kirchenchor im Trauerzug und bei dem erst an einem der nächsten Tage gelesenen Requiem gesungen. Das „Totenmahl“ wurde im Haus gegeben. Heute lädt man ins Gasthaus „zum gemeinsamen Gebet“ ein.

 

4. Geburtstage

 

Ein ganz neuzeitlicher Brauch ist das Feiern sogenannter „runder“ Geburtstage, oft schon ab dem 50er. Unsere Vorfahren schenkten dem Namenstag mehr Aufmerksamkeit: Mit einem Händedruck wünschte man „Alles Gute!“. Kinder sagten Eltern und Verwandten einen „Wunsch“ auf, wofür es ein kleines Geschenk gab. Heute gelten nur mehr die Geburtstage, die in großem Rahmen zumeist im Gemeinschaftsraum der Gemeinde gefeiert werden, wo 50 bis 60 Personen Platz finden. Nach der Gratulation mit Geschenken gibt es reichlich Speis' und Trank. Zum 80er überreicht die Gemeinde einen Geschenkkorb und zum 90. kommt gar ein Abgesandter des Bezirkshauptmanns zur Gratulation.

 

D. Gesellige bäuerliche Nachbarschaftshilfen

 

Im Zeitalter der Technisierung gibt es in der Landwirtschaft immer häufiger „Einmann- (oft sogar Einfrau-) betriebe“. Die meisten Arbeitsgänge werden maschinell durchgeführt, die traditionellen Arbeitsgeräte werden kaum noch verwendet, viele haben nur mehr museale Bedeutung, und der Bedarf an land-wirtschaftlichen Arbeitskräften ist ganz gering.

 

Wie war es doch anders vor Anbruch des Maschinenzeitalters, als noch viel-fältiger Viehbestand den Bauernhof belebte. Da stand in der geräumigen Bauernküche ein großer Tisch, der zu jeder Mahlzeit voll besetzt war: Bauer, Bäuerin, Knechte, Mägde, Taglöhner und dazu noch eine ansehnliche Kinder-schar. Alle lebten, wenn auch bescheidener, zumeist aber zufriedener als heute. Wohl langsamer, dafür aber ohne Hast und in lustiger Geselligkeit wurden die schwersten Arbeiten bewältigt.

 

Im bäuerlichen Bereich gibt es Erntearbeiten, die rasch erledigt werden müssen, damit möglichst wenig verdirbt. Dazu ist in der vormaschinellen Zeit gesellige Nachbarschaftshilfe zu einem Brauchtum geworden:

 

1. Woaz-Happen

Das Kukuruz-Auslösen (Woaz-Happen) ist das Entblättern der Maiskolben. Mais (Türkischer Weizen, Kukuruz) wurde vor seiner maschinellen Einbringung (bis 1970) bei uns nur in geringen Mengen angebaut, da Ernte und Lagerung sehr zeitaufwendig waren; also nicht mehr, als der Eigenbedarf zum Mästen der Hausschlachtschweine und zum „Schoppen“ der Gänse und Enten. Man trachtete, den Mais noch knapp vor der Weinlese einzubringen. An trockenen Tagen wurden die reifen Maiskolben ausgebrochen, auf dem Truhenwagen gesammelt, in die Scheune gebracht und auf der Tenne abgeladen. Am Abend versammelten sich Hausgesinde und geladene jugendliche Nachbarinnen um den Erntehaufen, um die Kolben Stück für Stück zu entblättern. Jedem Kolben hat man einigen Blätter zum paarweisen Knüpfen belassen. Das Knüpfen besorgten die mittlerweile erschienenen Burschen, die sich ja gerne zu den Mädchen setzten. Dabei wurde erzählt, gescherzt und gehänselt, dazwischen auch gesungen.

Wenn ein Mädchen gar einen roten Kolben entblößte, musste es ihrem Knüpfer ein „Busserl“ geben. Die geknüpften Maiskolben-paare haben die Hausleute tags darauf im luftigen Schuppen oder unter dem Lichtgang zum Trocknen aufgehängt. Sie wurden erst im Laufe des Winters kurz vor der Verfütterung abgenommen und „gerebelt“. Am Ende der „Happarbeit“ gaben die Hausleute bescheidenen Imbiss und Trunk, sodass es zumeist zu einem heiteren Abschluss kam.

 

Ähnlich ging es auch bei dem wohl selteneren Rübenhappen zu. Möhren und Wruken (Kohlrüben), ein beliebtes Beifutter für Pferde, wurden auch erst im Hause mit Nachbarschaftshilfe „gehappt“ (entblättert).

 

2. Federnschleißen

 

Als eine der gebräuchlichsten Nachbarschaftshilfen kann das „Federn-schleißen“ gelten. Diese, an langen Winterabenden (auch -nachmittagen) in der warmen Stube stattfindende Gemeinschaftsarbeit ist heute mangels des dazu erforderlichen Geflügels schon zur Seltenheit geworden. Unser Ortsanger und sein Bach waren aber früher ein Paradies für Gänse und Enten. Zur Sicherheit des zunehmenden Autoverkehrs hat die Gemeindevertretung 1960 jeglichem Federvieh den Aufenthalt auf dem Ortsanger verboten. Damit nahm die Haltung von Gänsen rasch ab und es gibt auch fast kein Federnschleißen mehr.

 

Neben dem begehrten Gänsebraten war der Bäuerin mehr um die Federn dieser Tiere zu tun, um ihren Töchtern flaumige Tuchenten und Pölster in die Ehe mitgeben zu können. „Schleißen“, das Trennen der Federfahnen vom Kiel, ist mühsam und zeitaufwendig, daher mit winterlicher Nachbarschaftshilfe am leichtesten zu bewältigen. Am Nachmittag wurden dazu ältere Frauen eingeladen, denen die warme Stube, der Austausch von Neuigkeiten und zum Abschluss ein Schalerl Kaffee mit kleinem Imbiss willkommen waren. Am Abend kam die jüngere Generation: Mädchen und junge Frauen, die rund um den großen Tisch fleißig bei der Arbeit waren. Nach und nach erschienen Burschen, die abseits saßen und zur Unterhaltung beitrugen. Unter Plaudern, Witzeln und Gesang flossen einige Arbeitsstunden rasch dahin. Einige häufig gesungene Schul- und Volkslieder seien hier angeführt: „Gold und Silber“, „Schwarzschlossergesell“, „Es waren drei Gesellen“, „Dirndl schlofst du oder wochst du?“, „Leise tönt die Abendglocke“, „In den Erlen steht eine Mühle“, „Schöne Röserl blühn im Garten“, „Derf i's Dirndl liabn“ (P. Rosegger), „Heut scheint der Mond so hell“ (Platter Lied). 

Quelle: Rosi Hofbauer (Platt), Franziska Penz (Wien)
Quelle: Rosi Hofbauer (Platt), Franziska Penz (Wien)

 

Jeder Abend wurde mit Speis' und Trank beendet. Der letzte Arbeitsabend schloss mit dem „Federnhahn“ ganz feierlich ab. Die Hausfrau ließ sich nicht spotten. Sie stellte reichlich Fleisch mit selbstgebackenem Weißbrot auf den Tisch. Der Hausherr schenkte seinen besten Wein ein, der besonders den Burschen gut mundete. Zum Abschluss gab es Kaffee oder „Warmen“ (Glühwein), dazu Guglhupf und vom Bäcker eigens angefertigte Milchkipferl. Nun kam Stimmung in die junge Schar. Schon spielte eine „Wanzenquetsche“ oder ein Trichtergrammophon auf, und es wurde getanzt bis zum Morgen.

 

Ähnlich soll es auch, als noch Schafe gehalten wurden, bei den Spinnabenden zugegangen sein. Da kam halt jede Helferin mit ihrem Spinnradl zur Arbeit.

 

3. Kellergraben

 

Die Männer und Burschen haben an Wintertagen oder -abenden mit Nach-barschaftshilfe ihre Keller gegraben oder vergrößert. Brot mit Speck und ein Viertelschaff Wein waren der Lohn zum Abschluss.

 

Als es noch keine Versicherungen gab, war in Katastrophenfällen Nachbarschaftshilfe als tätige Hilfe und als Sachspende selbstverständlich.

 

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